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        ZUR ÜBERSICHT 
      Sonderdruck aus Rundfunk 
        und Fernsehen 1964, Heft 2 
        Neuentwicklungen auf dem Gebiete der Rundfunk und Fernsehtechnik 
      Ein neuartiger 
        elektronischer Klang- und Geräuscherzeuger 
      Von 
        Ernst Schreiber 
      (Rundfunk- und Fernsehtechnisches 
        Zentralamt der deutschen Post, Berlin) 
        Im Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt der deutschen Post, Berlin-Adlershof, 
        wurde für die Erzeugung elektronischer Klänge und Geräusche 
        ein neuartiges elektronisches Gerät entwickelt , das in erster Linie 
        für den Bedarf von Rundfunk- und Fernsehstudios, für Spiel- 
        und Trickfilmstudios sowie für Opernhäuser und Theater bestimmt 
        ist. Das Instrument ist für individuelle Klangsteuerung ausgelegt, 
        das heißt, es wird von einem Musiker (in den meisten Fällen 
        wird es der Komponist sein) gespielt. Gesteuert werden Tonhöhe, Klangfarbe 
        und Lautstärke. Klangerzeuger sind ein Steuergenerator mit subharmonischen 
        und binären Frequenzteilern mit unterschiedlicher Ausgangswellenform 
        sowie ein Rausch- und ein Sinusgenerator. Die Formung der Klänge 
        und Geräusche erfolgt im Gerät durch Formantfilter, umschaltbare 
        Hoch- und Tiefpässe, Abklingeinrichtung, Chormodulation und Frequenzmodulation 
        (Vibrato). In Verbindung mit der Einrichtung eines beim Rundfunk üblichen 
        Produktionsstudios erfolgt die weitere Verarbeitung durch Hallplatte, 
        Iteration, Magnetbandgerät mit veränderbarer Bandgeschwindigkeit, 
        Synchronisation usw. Der Klangerzeuger hat unter den international bekannten 
        elektronischen Instrumenten keine Parallele. In seiner Anwendung und Wirkung 
        ist er in Bezug auf die Verwendung subharmonischer Tonreihen teilweise 
        mit dem Mixturtrautonium von O. Sala vergleichbar. Technisch gesehen wurden 
        dagegen völlig neue Wege beschritten, die gegenüber der vor 
        Jahren entstandenen und sehr diffizilen Apparatur von O. Sala eine sehr 
        große Betriebssicherheit gewährleisten. Das Gerät ist 
        so eingerichtet, daß es jeder klavierspielende Musiker nach kurzer 
        Einarbeitungszeit bedienen kann. In der Mehrzahl aller Fälle wird 
        es der Komponist selbst sein, der hier erstmalig selbst nach seinen eigenen 
        Vorstellungen und Ideen arbeiten kann, ohne von anderen Musikern abhängig 
        zu sein. An Hand eines Klangkataloges werden dem Komponisten für 
        jeden Anwendungsbereich der Erzeugung von Klang- und Geräuschstrukturen 
        einige Grundeinstellungen vorgegeben. Auf diesen Grundeinstellungen kann 
        er weiter aufbauen und seine eigenen Vorstellungen und Ideen einarbeiten. 
        Im folgenden wird der Klang- und Geräuscherzeuger in seinem technischen 
        Aufbau und in seinem Anwendungsbereich beschrieben: 
      In Abb.1 wird in einem 
        Blockschaltbild die allgemeine Funktionsfolge des Gerätes veranschaulicht. 
         
        
      Generatoreinheit 
        mit Manual 
        Diese Baugruppe beinhaltet den Steuergenerator , eine Impulsformungsstufe 
        (Schmitt-Trigger) und einen Vibratogenerator. Der Steuergenerator ist 
        ein besonders dimensionierter Multivibrator. Grundsätzlich unterscheidet 
        man zwei Arten von Tongeneratoren, und zwar den Kurztongenerator und den 
        Dauertongenerator. Unter Kurztongenerator werden alle die Tongeneratoren 
        verstanden, die im Moment des Tastens vom Ruhezustand in den betriebsmäßigen 
        Zustand versetzt werden, der solange anhält, wie die Taste gedrückt 
        wird. Dabei ist es gleichgültig, welche Schwingungsform erzeugt wird. 
        Bei Beendigung der Tastung wird der Ruhezustand wieder hergestellt. Die 
        Dauertongeneratoren dagegen befinden sich immer im Betriebszustand, das 
        heißt, daß die Tonfrequenzen ständig erzeugt werden, 
        und zwar solange, wie das Instrument eingeschaltet ist. 
        Der hier angewandte Steuergenerator gehört zur Gruppe der Kurztongeneratoren. 
        An diesen Generatoren werden sehr hohe Anforderungen gestellt. Er muß 
        beim Tasten sofort und ohne Einschwingvorgang in die gewünschte Frequenz 
        (Tonhöhe) einspringen. Desgleichen dürfen auch keine Zieherscheinungen 
        auftreten. Für den Ausschwingvorgang gelten die gleichen Bedingungen. 
        Die erzeugte Ausgangswellenform ist ein Impuls, der in einer Triggerstufe 
        in eine Rechteckschwingung umgewandelt wird, die zur Ansteuerung eines 
        binären, sowie von vier subharmonischen Frequenzteilern dient. Mit 
        dem Vibratogenerator wird die Tonhöhe des Steuergenerators rhythmisch 
        verändert. Es handelt sich um eine echte Frequenzmodulation. Vibratofrequenz 
        und Frequenzhub sind von der Registerstaffel aus einstellbar.  
        Das Instrument ist mit einem Tastenmanual und einer Glissandospieleinrichtung 
        ausgestattet. Der Frequenzbereich des Steuergenerators entspricht dem 
        Tastenumfang der Klaviatur von drei Oktaven plus einem Halbton (37 Tasten) 
        und verläuft von g3  g6. Die Ausgangsspannung des Steuergenerators 
        wird über die Triggerstufe zur Steuerung des binären und der 
        subharmonischen Frequenzteiler verwendet. Der binäre Frequenzteiler 
        stellt in dieser Schaltung in Verbindung mit dem Steuergenerator den eigentlichen 
        Hauptgenerator dar. Mit den von diesen Teilern abgegebenen Tonspannungen 
        werden über entsprechende Klangformungselemente die Melodienstimmen 
        erzeugt. 
      Binärer 
        Frequenzteiler 
        Der binäre Frequenzteiler hat insgesamt ein Untersetzungsverhältnis 
        von 1/2 : 1/128. Zusammen mit dem 3-Oktaven-Tastenumfang der Klaviatur 
        ergibt sich insgesamt gesehen ein Tonumfang von zehn Oktaven plus einem 
        Halbton. Die erzeugten Frequenzen der Teilerstufen 1 bis 7 stehen im ganzzahligen 
        Verhältnis zum Steuergenerator (1/2  1/4  1/8  
        1/16  1/32  1/64  1/128). Diese sieben im Oktavverhältnis 
        zueinander stehenden Frequenzen werden gleichzeitig erzeugt. Bezeichnet 
        man zum Beispiel die höchste Teilerfrequenz entsprechend der Orgelregistrierung 
        als 1´ Registerlage, so stehen durch die Teilerstufen 2 bis 7 gleichzeitig 
        noch folgende Registerlagen zur verfügung: 2´ - 4´ - 
        8´ - 16´ - 32´ - 64´. Die zusätzlichen Registrierungsmöglichkeiten, 
        auch mit unterschiedlichen, sich voneinander absetzenden Klangfarben, 
        bedeutet eine erhebliche Erweiterung der klanglichen Möglichkeiten 
        des Instrumentes. Jede Teilerstufe des binären Frequenzteilers liefert 
        zwei Ausgangsspannungen mit unterschiedlicher Ausgangswellenform, so daß 
        der binäre Frequenzteiler insgesamt 14 Ausgänge hat. 
       Der 
        binäre Frequenzteiler 
      Subharmonischer Frequenzteiler 
        Dem Hauptgenerator (Steuergenerator und binärer Frequenzteiler) sind 
        nun vier weitere Nebengeneratoren zugeordnet, die von ihm synchronisiert 
        werden. Diese Nebengeneratoren liefern ausschließlich subharmonische 
        Frequenzen und sind ganzzaglige Teiler der Frequenz des Hauptgenerators. 
        Die subharmonische Reihe ist daher das intervallgetreue Spiegelbild der 
        bekannten Obertonreihe. An eine subharmonische Synchronisationsvorrichtung 
        werden sehr hohe Anforderunen gestellt. Das einmal eingestellte subharmonische 
        Teilungsverhältns muß über den ganzen kontinuierlichen 
        Frequenzbereich von 10 Oktaven erhalten bleiben. Je nach Einstellung des 
        Schalters für die Wahl des Teilungsverhältnisses kann die subharmonische 
        Tonreihe zwischen 1/2 und 1/16 erzeugt werden. Nach einem neuen hier zur 
        Anwendung kommenden Verfahren (5) können die subharmonischen Tonreihen 
        beliebig erweitert werden. Je nach Stellung des Schalters für die 
        Wahl der Triggerfrequenzen werden die Impulse für den Eingang des 
        subharmonischen Frequenzteilers den Teilerstufen 1 bis 6 des binären 
        Frequenzteilers bzw. die höchste Triggerfrequenz dem Steuergenerator 
        entnommen. Im übrigen ergibt sich durch die gleichzeitige Erzeugung 
        von 7 Registerlagen die Möglichkeit, subharmonische Frequenzen zu 
        erzeugen, deren Teilungsverhältnisse weit höher liegen als 1/2 
        bis 1/6. Werden zum Beispiel die Triggerimpulse einer Teilerstufe des 
        binären Frequenzteilers (Hauptgenerator) entnommen, der gerade zur 
        Klangformung eingeschaltet ist, so entstehen subharmonische Teilungsverhältnisse 
        von 1/4 bis 1/32, wobei die ungeradzahligen Verhältnisse fehlen. 
        Die Ausgangsspannung jedes subharmonischen Teilers wird einem Lautstärkeregler 
        zugeführt, um die Lautstärke jeder Stimme der 4fachen subharmonischen 
        Mixtur zu dosieren. Über Trennstufen werden die Mixturstimmen den 
        Klangformungselementen zugeführt. Für jede Mixturstimme ist 
        ein separates Hochpaß- bzw. Tiefpaßfilter mit veränderlichen 
        Grenzfrequenzen vorgesehen. Wie aus dem Blockschaltbild zu erkennen ist, 
        kann zum Beispiel eine Mixturstimme über ein Hochpaßfilter 
        eine zweite Stimme über ein Tiefpaßfilter, die dritte Stimme 
        über eine Bandpaßfilteranordnung, die nach der Mel-Skala aufgebaut 
        ist und die vierte Stimme über die Formantfilter des Hauptgenerators 
        geleitet werden. 
      Filter-Summierungsschaltung 
        Die Ausgänge aller Filteranordnungen, wie auch der Ausgang des Ringmodulators, 
        werden einer Filtersummierungsschaltung zugeführt. Hier werden über 
        Dosierungswiderstände die einzelnen Filterausgangsspannungen auf 
        einen bestimmten Pegel gebracht und untereinander entkoppelt. Nach einer 
        Verstärkerstufe und einem Impedanzwandler werden die Tonspannungen 
        einer druckabhängigen Lautstärkenregeleinheit zugeführt. 
      Druckabhängige 
        Lautstärkenregelung 
        Mit dem Manual und der Glissando-Spieleinrichtung mechanisch gekoppelt 
        ist die druckabhängige Lautstärkenregelung. Je nachdem wie weit 
        eine Manualtaste heruntergedrückt wird, ändert sich der Pegel 
        von Null bis zum Maximalwert. Die mit dem Lautstärkenregler vorzunehmende 
        Amplitudenregelung dient aber auch gleichzeitig zur Erzielung bestimmter 
        Klangeffekte wie An- und Abschwellen des Tones, Einblendungen, willkürliche 
        Gestaltung der Tonansatzvorgänge. Die Regeleinrichtung ermöglicht 
        stufenlose und gleitende Änderung der Tonamplitude, arbeitet dabei 
        aber völlig geräuschfrei. Außerdem läßt sie 
        sich trägheitsfrei betätigen. Selbstverständlich muß 
        sich der Spieler des Instrumentes damit erst vertraut machen. Ein normales 
        Spiel auf den Tasten, wie zum Beispiel beim Klavierspiel, ergibt nicht 
        den gewünschten Effekt. Die Regeleinrichtung ist mit einer neuartigen 
        Lichtsteuerung ausgestattet, die alle Anforderungen erfüllt. Die 
        Regelkurve ist im gewissen Umfange einstellbar. Die so in ihrer Amplitude 
        geregelten Tonspannungen werden entweder direkt dem Gesamtlautstärkenregler 
        zugeführt oder bei Bedarf über eine Abklingeinrichtung.  
      Rhytmisierungseinrichtung 
        Für das Instrument wurde eine Rhytmisierungseinrichtung entwickelt. 
        Sie zerhackt einen Dauerton in kurze Einzeltöne, wodurch staccatoähnliche 
        Klänge entstehen, die bis zur Grenze der Tonerkennbarkeit in Stufen, 
        aber auch gleitend, verkürzt werden können. Die Rhytmisierungsfrequenz 
        ist jederzeit reproduzierbar und kann somit in der Partitur des komponisten 
        vermerkt werden. 
      Abklingeinrichtung 
        In dieser Stufe werden Dauertöne in abklingende Töne umgewandelt. 
        Die Dauer des Abklingvorganges kann in weiten Grenzen geregelt werden. 
        Mit dieser Einrichtung werden zum Beispiel gezupfte Klänge erzeugt. 
        Abklingende subharmonische Mixturen ergeben metallische Klänge, wobei 
        je nach Zusammensetzung der frequenzvariablen Mixturen eigenartige neue 
        Eindrücke entstehen. 
      Ringmodulator 
        Mit Hilfe des Ringmodulators werden ebenfalls interessante Klang- und 
        Geräuschstrukturen erzeugt. Die zu modulierenden Spannungen (Sinustöne, 
        Rauschen usw.) werden dem Ringmodulator von außen zugeführt. 
        Die Modulationsspannung ist ein Sägezahn, dessen Frequenz von der 
        Klaviatur aus oder mittels der Glissando-Spieleinrichtung gesteuert werden 
        kann. 
      Chormodulation 
        Mit dieser Modulationsart kann einer einzelnen Stimme oder auch einem 
        Klanggemisch eine Chorwirkung zugeordnet werden (ähnlich der Wirkung 
        einer großen Besetzung gleicher Instrumente). Spielen zum Beispiel 
        in einem Orchester mehrere Geiger die erste Stimme, so hört man deutlich 
        die Chorwirkung heraus, weil es auch dem besten Geiger nicht gelingt, 
        die genaue Tonhöhe gleichzeitig mit den anderen zu spielen. Es sind 
        immer geringe Stimmungsunterschiede vorhanden. Da das menschliche Ohr 
        die entstehenden Schwebungen bis zu einer Dauer von 24 sec. noch heraus 
        hört, hat man deutlich den Eindruck, daß hier ein Geigenchor 
        spielt. Diese Chorwirkung ist ein wesentliches Merkmal der Ästhetik 
        und für die Klangwirkung des Orchesters von großer Bedeutung. 
        Wäre dies nicht der Fall, so brauchte auch das größte 
        Orchester nur einen einzigen ersten Geiger (zum Beispiel den Konzertmeister). 
        Um die gewünschte Lautstärke der ersten Geige im Orchester zu 
        erreichen, brauchte der Konzertmeister nur über ein Mikrofon zu spielen, 
        dessen Tonspannungen in einem Verstärker genügend verstärkt 
        über Lautsprecher eingespielt wird. Gegenüber einem Geigenchor 
        würde diese Maßnahme die Wirkung des Orchesters sehr stark 
        beeinträchtigen. Die Chorwirkung ist also ein entscheidendes Merkmal 
        in der Musik. 
      Zur Erzeugung einer 
        Chormodulation wird ein neues Verfahren angewendet (6), in dem das fertige 
        Klanggemisch mit einer Spezialmodulation versehen wird. Dieses Klanggemisch 
        wird einer Schaltungsanordnung zugeführt und in mindestens drei Kanälen 
        getrennt verarbeitet. Im Kanal I wird das Klanggemisch nicht moduliert. 
        Im Kanal II wird eine Frequenzmodulation (Phasenmodulation) vorgenommen, 
        deren Modulationsfrequenz bei etwa 0,1 1 Hz liegt. Im Kanal III 
        wird ebenfalls eine Frequenzmodulation durchgeführt, die eine Modulationsfrequenz 
        von etwa 0,5  2 Hz aufweist. Nach dieser getrennten Verarbeitung 
        des Eingangssignals werden die Signalamplituden dosiert und über 
        eine Mischeinrichtung zu einem Gesamtklang additiv vereinigt. Durch Erhöhung 
        der Zahl der Kanäle kann die Wirkung der Chormodulation noch verstärkt 
        werden. 
      Trennstufen 
        Die Trennstufen, die an verschiedenen Punkten der Gesamtschaltung des 
        Instrumentes eingefügt sind, haben im wesentlichen die Aufgabe, die 
        Ausgangsspannungen rückwirkungsfrei zu entnehmen. Gleichzeitig dienen 
        sie auch als Impedanzwandler. 
        Die elektronische Klangformung im stationären Zustand 
        In der Akustik wird der stationäre Klang als eine Lautäußerung 
        definiert, die von Tonhöhe, Lautstärke und Zusammensetzung von 
        Grundton und Obertönen abhängt, wobei die Zahl der Schwingungen 
        pro Sekunde der Obertöne ganze Vielfache des Grundtones ausmacht. 
        Der Grundton und die Obertöne werden zueinander als harmonische oder 
        Teiltöne bezeichnet und erhalten fortlaufende Ordnungszahlen, wobei 
        der Grundton der erste Teilton ist. In einem Linienspektrum werden die 
        Teilkomponenten der Klänge dargestellt. Jede Linie bedeutet einen 
        Teilton und ihre Länge die Intensität des Teiltones. Die einfachste 
        Lautäußerung stellt danach der einzelne sinusförmige Ton 
        dar. Er ist musikalisch völlig reizlos und wird allein als Sinuston 
        nicht wahrgenommen, da er im Ohr noch eine zusätzliche Reihe harmonischer 
        Obertöne erzeugt. Die musikalischen Lautäußerungen der 
        herkömmlichen Instrumente stellen in keinem Falle diskrete Sinusschwingungen 
        dar. Sie sind immer Klänge, die einen mehr oder weniger großen 
        Gehalt an Obertönen unterschiedlicher Intensität besitzen. 
      Mit dieser von Fourier 
        aufgestellten Definition wird jedoch nur der äußere, physikalische 
        Vorgang, der beim Hören eine Klangempfindung hervorruft, erfaßt. 
        Untersuchungen haben ergeben, daß die Hörempfindung nicht nach 
        Art einer Obertonanalyse erfolgt, sondern an deren Stelle eine diffuse 
        Erregungszone tritt, deren Wirkung als psycho-physisches Farbgeräusch 
        bezeichnet wird. Dabei verbreitert sich jede Spektrallinie zu einer Resonanzkurve, 
        die nach Hermann mit Formanten bezeichnet werden. Dieses tatsächlich 
        gehörte Bandenspektrum kann durch eine Serie von abgestimmten 
        elektrischen Formantkreisen bestimmter Bandbreite dargestellt werden. 
        Sie entsprechen den physiologischen Resonatoren, zum Beispiel der Mund- 
        und Rachenhöhle, die ebenfalls gedämpft sind. Das Fouriersche 
        Theorem hat also für die musikalische Akustik nur bedingt Gültigkeit, 
        da es das psycho-physische Farbgeräusch nicht erfassen kann. Dies 
        wird dadurch schon deutlich, daß eine Umkehrung der Analyse zur 
        Synthese trotz hohem technischen Aufwand keine Klänge von traditionellen 
        Musikinstrumenten ergeben, die auch nur annähernd gleichwertig wären. 
        Dies ist auch der Grund dafür, daß elektronische Musikinstrumente 
        mit additiver Klangformung (Klangsynthese) nicht befriedigen konnten. 
        Von den zahlreichen Methoden, elektrische Töne klanglich zu färben, 
        hat sich die Stoßerregung von elektrischen Resonanzkreisen durch 
        Kippschwingungen als besonders vielseitig erwiesen. Bei der Klangformung 
        in dem neuen Klang- und Geräuscherzeuger wird von diesem Prinzip 
        weitgehend Gebrauch gemacht. Außer diesen schwingungsfähigen 
        Formantfiltern (Resonanzkreisen) werden noch RC-Filter als Hochpässe, 
        Tiefpässe und kombiniert mit Resonanzkreisen eingesetzt. Eine aus 
        14 Bandpaßfiltern bestehende Filteranordnung, die nach der Mel-Skala 
        aufgebaut ist, vervollständigt die umfangreichen Klangformungselemente 
        dieses Instrumentes. Durch die gleichzeitige Erzeugung von sieben variablen 
        Registerlagen, die im Oktavverhältnis zueinander stehen, können 
        besondere Klangfarben nach der Klangformung noch additiv zugesetzt werden. 
      Auf die Formanttheorie 
        und die technische Realisierung bei der elektrischen Klangformung soll 
        hier nicht näher eingegangen werden. Zum besseren Verständnis 
        der Klangformung mittels Stoßformanten, die in dem neuen Instrument 
        vornehmlich zur Anwendung kommt, soll dieser Teil der Formanttheorie kurz 
        erläutert werden, weil dies für den Komponisten von besonderer 
        Bedeutung ist (1  2  3  4). Die Anwendung von Stoßformanten 
        wurde erstmals von Trautwein vorgeschlagen. Wirkt eine Stoßfrequenz 
         in der Folge mit SF bezeichnet  auf einen elektrischen 
        Schwingungskreis ein, so wird dieser durch den Spannungsstoß erregt 
        und klingt in seiner Eigenfrequenz ab. Wiederholt man diese Stoßerregung 
        periodisch, so entstehen aufeinander folgende abklingende Eigenfrequenzen 
         im folgenden mit EF (1  2) bezeichnet. Die der 
        EF am nächsten liegenden Teiltöne sind auch die jeweils stärksten 
        des Klangspektrums. Wichtig ist jedoch, daß die Resonanzkreise eine 
        breite, diffus erregte Zone aufweisen. Im Mittel ist die Bandbreite der 
        Resonanzkreise bei den Vokalklangfarben etwa 400 Hz. Ist die Bandbreite 
        zu schmal, dann geht die Klangfarbenempfindung verloren und das Ohr hört 
        die einzelnen Teiltöne der Fourier-Analyse. Eine so erzeugte elektroakustische 
        Klangfarbe wird vom Ohr als vokalartig empfunden. Variiert man die EF, 
        so sind sehr deutlich der Reihe nach die Vokale u, ä, a, e, i zu 
        hören. An die Stelle des unscharfen Formantbegriffes tritt der physikalisch 
        festumrissene Begriff der stets gedämpften EF. Das Verhältnis 
        EF : SF ist ganz beliebig und im allgemeinen unharmonisch. Dennoch treten 
        in der Analyse stets nur reine ungedämpfte harmonische Sinusschwingungen 
        auf. 
      In dieser Betrachtungsweise 
        erledigt sich von selbst der Streitfall Helmholtz und Hermann, der darum 
        ging, ob die Formanten sich harmonisch zum Grundton aufbauen oder unbeweglich 
        eine feste Frequenz haben, die auch unharmonisch zum Grundton liegen kann. 
        Beide Auffassungen erhalten Gültigkeit, wenn man als Formanten nicht 
        eine diskrete Frequenz, sondern einen Frequenzbereich annimmt. Daraus 
        folgt die wichtige Erkenntnis, daß eine Konstanz der EF zugleich 
        eine Konstanz der Klangfarbenempfindung ist. Das Ohr reagiert also nicht 
        analytisch. Obgleich die relativen Amplituden und Ordnungszahlen der Teiltöne 
        bei veränderlicher SF im Formantbereich ständig wechseln, bleibt 
        die Klangfarbe erhalten, sofern der Formant nicht überspielt wird. 
        Wird die SF gleichzeitig mit EF so variiert, daß das Verhältnis 
        konstant bleibt, dann bleibt auch das Teiltonspektrum gleich. Dennoch 
        wechselt die Klangfarbe, da die EF sich ändert. Hieraus ergeben sich 
        nun große klangliche Möglichkeiten. Man kann die SF bei konstanter 
        EF in weiten Grenzen variieren, ohne daß sich die Klangempfindung 
        ändert. Andererseits kann die Klangfarbe jedoch leicht gewechselt 
        werden, indem man die EF der elektrischen Resonanzkreise veränderlich 
        macht. 
      Anwendungsbereich 
        des neuen Instrumentes 
        Was können der Komponist und der Musiker mit diesem neuen Instrument 
        nun anfangen? Man kann es als das Kernstück eines Studios für 
        elektronische Klang- und Geräuscherzeugung bezeichnen. Das Instrument 
        wurde nicht für konzertante Zwecke entwickelt. Erst mit den in vielen 
        Studios vorhandenen Zusatzeinrichtungen (Hallplatte, Magnetbandgerät, 
        Iteration, Synchronisierungen, Mischeinrichtungen im Regiepult usw.) werden 
        die gewünschten Effekte und optimalen Wirkungen erzielt. 
        Mit diesem Instrument wurden bereits Klang- und Geräuscheffekte für 
        eine Reihe von Trick- und Spielfilmen produziert. Insbesonders wurde bei 
        Puppen- und Zeichentrickfilmen die Handlung ausschließlich durch 
        stilisierte Klänge und Geräusche illustriert. 
        Bei den Spielfilmen werden meist bei bestimmten Szenen elektronisch erzeugte 
        Klang- und Geräuschstrukturen unterlegt, um zum Beispiel bestimmte 
        Spannungen bei den Filmbetrachtern zu erzeugen, die auf einen kommenden 
        Höhepunkt in der Handlung hinweisen, zum Beispiel um den Start eines 
        Raumschiffes akustisch darzustellen. Ob Maschinengeräusche in einer 
        Fabrikhalle oder im freien Raum oder ob nie gehörte Geräusche 
        von anderen Planeten dargestellt werden sollen, alles kann man mit diesem 
        Instrument erzeugen. Der Fantasie des Komponisten sind keine Grenzen gesetzt. 
        Dies alles gilt natürlich auch für Hörspiele im Rundfunk 
        sowie im Theater. 
      Aber auch für 
        rein musikalische Zwecke läßt sich das Instrument verwenden. 
        So wurden schon einige Unterhaltungstitel rein elektronisch mit diesem 
        Instrument produziert, die großen Anklang fanden. Auch zusammen 
        mit konventionellen Musikinstrumenten wurde das elektronische Instrument 
        eingesetzt. Dabei wird im allgemeinen so verfahren, daß erst die 
        Orchesteraufnahme produziert und dann im Studio die elektronischen Stimmen 
        nachträglich synchronisiert werden. Da das elektronische Instrument 
        der Normung entsprechend auf 440 Hz gestimmt ist, wäre ein direktes 
        Zusammenspiel von Orchestern bzw. Einzelinstrumenten höherer Stimmung 
        als 440 Hz kaum möglich. Bei dem nachträglichen Synchronisierungsvorgang 
        kann jedoch mittels eines Magnetbandgerätes mit veränderbarer 
        Bandgeschwindigkeit jede Orchesterstimmung auf 440 Hz umgesetzt werden, 
        so daß kein Stimmungsunterschied zwischen der Orchesterstimmung 
        und der des elektronischen Instrumentes mehr besteht. Gerade das Zusammenspiel 
        von Orchester und elektronischem Instrument ergibt neue und reizvolle 
        musikalische Eindrücke, insbesondere bei der Anwendung subharmonischer 
        Tonreihen, die ja, wie bekannt, in der Natur nicht vorkommen und somit 
        neuartige Eindrücke hervorrufen. 
      Abschließend 
        wäre noch zu ergänzen, daß das Instrument in seinem Aufbau 
        dem modernsten Stand der Technik entspricht. Gedruckte Schaltungen, Karteieinschübe 
        wie bei elektronischen Rechenmaschinen, kommen auch hier zur Anwendung. 
        Das Gerät ist zu 98% mit Halbleiterbauelementen bestückt. Nur 
        an den Stellen der Schaltung, wo es auf eine genaue Frequenzkonstanz ankommt, 
        werden zur Zeit noch einige Röhren eingesetzt. Die Abb. 3-5 zeigen 
        ein Modell, dessen Spieltisch aus Holz gefertigt wurde. 
        Bei der weiteren Entwicklung wird das Gerät durch einen Orgelteil 
        ergänzt und kann auch in Metallbauweise, mit Kunststoffabdeckung, 
        ausgeführt werden. 
      Abbildungen: 
          
      Literaturverzeichnis 
        Sala,O: Elektronische Klanggestaltung mit dem Mixturtrautonium, Gravesano, 
        Juli 1955, 78-87 
        Sala, O: Experimentelle und theoretische Grundlagen des Trautoniums, Frequenz 
        2 (1948), 315-322, 3 (1949), 13-19 
        Trautwein: Perspektiven der musikalischen Elektronik, Gravesano, Juli 
        1955, 103-110 
        Schreiber, E: Grundlagen der elektronischen Klangerzeugung, Radio und 
        Fernsehen 4 (1955), H. 22, S. 680-684 
        Patent DWP 25634 
        Patent DWP 23817 
      [Abschrift nach Originalunterlagen 
        / Manfred Miersch, 2002] 
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      * www.subharchord.de  |